Seide

Seide

Selbst matt ein glänzendes Material.

Seide ist einer der edelsten und faszinierendsten Naturstoffe mit bemerkenswerten Eigenschaften. Der Faden der Seidenspinnerraupe ist die einzige in der Natur vorkommende Endlosfaser, die zur Textilherstellung genutzt werden kann. Bekannt ist Seide seit circa 5000 Jahren, wobei ihre chinesischen Entdecker das Geheimnis ihrer Herstellung über 3000 Jahre bewahren konnten. Erst um 100 v. Chr. gelangte zunächst der Stoff, später auch der Maulbeerspinner selbst, über die weltberühmte Seidenstraße und damit über Zentralasien, Indien und Persien nach Europa. Dennoch blieb Seide bis ins 13. Jahrhundert ein reines Importprodukt, das sich nur die wohlhabendsten Menschen leisten konnten. Danach schwang sich Italien als Hochburg der Seidenraupenzucht und der Seidenspinnerei auf. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurde allerdings Frankreich das Seidenland Nummer eins in Europa. Heute sind Indien, China, Japan, Brasilien und Thailand die größten Seidenproduzenten.

Der Haut so nah.

Seide ist eine reine Proteinfaser (Fibroin) und in ihrer Zusammensetzung der menschlichen Haut verwandt. Der Stoff entsteht aus dem Kokon (und damit aus dem Sekret) der Seidenraupe, die sich im Alter von vier Wochen fingerdick verpuppt. Ein einziger Kokon kann bis zu 2.500 Meter Faden ergeben, der (bei der höchsten Qualitätsstufe) nicht weiter versponnen wird. Die hieraus gewebte Seide ist sehr weich und lässt sich um rund 15 Prozent dehnen ohne zu reißen. Sie wirkt temperaturregulierend, kühlt bei Hitze und wärmt bei Kälte. Dabei kann sie bis zu 40 % ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Die Oberfläche ist Schmutz und Staub abweisend sowie unempfindlich gegenüber Gerüchen. Seide ist knitterarm und trocknet schnell. Deshalb, und wegen ihrer besonders glatten Struktur wird sie von Menschen mit Hautproblemen wie Allergien, Ekzemen oder Neurodermitis so besonders gut vertragen. Ein Grund hierfür ist die Beobachtung, dass Hausstaubmilben auch in unbehandelten Seidenbettdecken nicht gut gedeihen können. Mit seiner Staub abweisenden Wirkung entzieht das Seidengewebe den Milben die Lebensgrundlage.

Das Beste auch am Boden.

Aufgrund ihrer herausragenden Eigenschaften für Kleidung oder (Bett-)decken ist es kein Wunder, dass Seide auch in der Teppichherstellung seit jeher eine bedeutende Rolle spielt. Zwar ist Seide nicht so elastisch wie Schafwolle, dafür aber besonders Schmutz abweisend und sehr strapazierfähig. Aufgrund seiner hohen Reißfestigkeit lässt sich der Seidenfaden dünner verspinnen als andere Naturfasern. So können Teppiche von sehr hoher Feinheit und Knotendichte geknüpft werden. Bei Isfahan-Teppichen aus Persien und Hereke-Teppichen aus der Türkei wird die sogenannte Haspelseide, die höchste Qualitätsstufe der Naturseide, für Kettfäden genutzt. Diese reinen Seidenteppiche bestechen durch ihren einzigartigen Schimmer, denn sie sind sehr fein gearbeitet. Dabei erlaubt der überaus feine Seidenfaden die Darstellung besonders detailreiche Muster auf edlen Perserteppichen oder hochmodernen Flors.