Baumwolle
Weich und leicht zugleich.
Kein anderes Gewebe lassen wir so nah an uns heran wie die flexiblen Fasern, die aus der reifen Kapsel des Baumwollstrauchs hervorbrechen. Um es vorwegzunehmen: Für Allergiker gibt es kaum ein verträglicheres Gewebe. Kein Wunder, dass sich auch Bodenbeläge aus Baumwolle zeitloser Beliebtheit erfreuen. Obwohl sie den Fasern der Schafwolle verblüffend ähnlich sind, ist Baumwolle nahezu frei von festigenden Lignin- und Pektinbestandteilen.
Genau das macht sie so besonders hautverträglich und wenig allergen. Denn neben der Wachsschicht bestehen Baumwollfasern fast ausschließlich aus hochkristalliner Zellulose. Sie ist es auch, die der Baumwolle ihre besonders hohe Reißfestigkeit verleiht. Das Gewebe ist darüber hinaus kochfest, luftdurchlässig und besitzt so besondere hygienische Eigenschaften. Verglichen mit Kunstfasern ist die Naturfaser, die bis zu 65 % ihres Gewichts an Wasser aufnehmen kann, sehr saugfähig. Einmal nass geworden, trocknet sie aber nur langsam. Zudem besitzt Baumwolle auch eine hohe Schmutz- und Ölaufnahmefähigkeit, ist aber auch in der Lage, diese wieder abzugeben.
Auch am Boden ein Multitalent.
Baumwolle kleidet, bedeckt, schützt – und kratzt nicht. Bis zu 30 Lagen Zellulose in einer gedrehten Struktur aus unzähligen Fasern stecken in dem flauschigen Baumwollball, der wahrscheinlich schon lange vor Christus in Ägypten kultiviert und zu feinstem Garn versponnen wurde. In Europa war man erst weit später in der Lage, Baumwolle in großen Mengen zu verspinnen und daraus Tuch zu weben. Während in Amerika bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts aus Afrika verschleppte Sklaven die mühsame Ernte auf den Baumwollplantagen erledigten, begann mit der Erfindung der „Spinning Jenny“ 1764 in England die Massenproduktion und damit der Siegeszug von Baumwollkleidung. Etwa 175 Stunden dauerte es damals, einen Ballen Baumwolle (etwa 200 kg) per Hand zu ernten. Heute leisten Pflückmaschinen diese Arbeit in nur drei Stunden.